Rückt näher ans Feuer
Rückt näher an das Feuer, ihr Hörenden aus nah und fern, und lauscht einer Sage aus alter Zeit, als Nebel und Götter noch Hand in Hand gingen.
Es war um das achthundertste Jahr nach Christi Geburt, als das Land an der Saar noch wild und ungezähmt war.
Tiefe Wälder lagen schwer auf den Hügeln, Eichen und Buchen standen wie Wächter der Zeit, und die Saar selbst schlängelte sich dunkel und geheimnisvoll durch Fels, Moor und Auenland.
In jenes Land kamen Fremde aus dem Norden — nicht nur mit Feuer im Herzen, sondern auch mit Hoffnung auf einen neuen Anfang.
Fünf waren es, drei Männer und zwei Frauen, die ihr Schicksal miteinander banden.
Da war Dominik der Geschickte, schnell von Hand und scharf von Verstand. Ob beim Jagen, beim Bau oder im Kampf — seine Taten waren leise, doch ihr Ergebnis war stets sichtbar.
An seiner Seite ging Christian der Herzliche, der das Lager zusammenhielt wie ein wärmendes Feuer. Er teilte Brot und Worte, pflegte Wunden und sorgte dafür, dass keiner allein blieb — weder im Leid noch in der Freude.
Der dritte im Bunde war Kevin der Krieger, stark an Arm und standhaft im Geist. Wo andere wichen, hielt er stand. Sein Schild war Schutz für die Gemeinschaft, sein Mut ein Bollwerk gegen Furcht und Zweifel.
Doch ohne die Frauen wären die Drei nur Schatten gewesen.
Alisha die Tollkühne ging voraus, dorthin, wo der Wald am dichtesten war und der Weg am unsichersten. Sie lachte der Gefahr entgegen und machte aus Wagnis Entschlossenheit.
Und Lena die Weise, die den Wind lesen konnte und den alten Steinen lauschte. Sie kannte die Zeichen dieses Landes, die Stimmen der Hügel, und wusste, wann man kämpfen und wann man warten musste.
So zogen die Fünf entlang der Saar, durch Nebel, der sich wie Geisterfinger zwischen die Bäume legte, über alte Pfade, die schon Römer und Ahnen gegangen waren.
Eines Nachts, nahe eines uralten Steins am Fluss, wurden sie von Feinden gestellt. Das Feuer drohte zu verlöschen, und die Dunkelheit schloss sich um sie.
Dominik handelte schnell. Christian wich den Verwundeten nicht von der Seite. Kevin stellte sich dem Sturm aus Stahl. Alisha brach durch die Reihen der Gegner. Und Lena sprach Worte, die Mut in müde Herzen legten.
Als der Morgen kam, lag Nebel über der Saar und Stille über dem Land. Die Fünf aber standen noch.
Am Ufer des Flusses schworen sie einen Eid: Zusammen im Leben. Zusammen im Kampf. Zusammen unter fremdem Himmel.
Und wenn heute das Feuer knistert und der Nebel aus den Tälern steigt, dann hört man manchmal noch ihre Namen im Rauschen des Flusses.
